Anerkennungspreis

Anerkennungs-preis

Kategorie Heeressanitäter:in

Johannes Kouba (Hans)

Wo kommst du her, wo willst du hin?

Meinen Kindheitstraum, Einsatzsoldat beim Jagdkommando zu werden, als Combat-Medic zu dienen und Gutes für die Weiterentwicklung der Einsatzmedizin beizutragen, konnte ich für mich verwirklichen! In Zukunft würde ich mich gerne abseits der taktischen Medizin dem Thema Prävention und Steigerung der Human Performance für Kameradinnen und Kameraden widmen. Dazu müssten seitens ÖBH jedoch erst noch die Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Wie lange und in welchen Funktionen/Tätigkeiten bist du im Rettungsdienst tätig?
Von 2008 bis 2011 absolvierte ich die Ausbildungen zum Rettungssanitäter, Notfallsanitäter und die Zusatzkompetenzen beim ÖBH. Wissenschaftliche Recherchen waren insbesonders zu Beginn der „Corona-Krise“ 2020 im Bereich meiner derzeitigen Dienststelle bei Joint Medical der Streitkräfte gefragt: aufgrund der damaligen allgemeinen Wissenslücken in Bezug auf das Virus, konnte ich die Abteilung mit meinen „open-Source-Recherchen“ bestens unterstützen. Im Rahmen dieser Tätigkeit konnte ich durch mein Physiotherapiestudium an der FH JOANNEUM in Zusammenarbeit mit dem Department Physiotherapie eine Handlungsempfehlung für COVID-positv Getestete zur präventiven positiven Beeinflussung der Erkrankung entwickeln.
Für welche Organisation(en) und wo bist du als Sanitäter:in tätig?
  • Seit 2008 für Jagdkommando und Rotes Kreuz
  • Seit 2012 als Feuerwehrsanitäter bei der Freiwilligen Feuerwehr
  • Seit 2018 als Medical Advisor bei den Streitkräften
Wie bist du zum Rettungsdienst gekommen?
Vor meiner Sanitätsausbildung geriet ich in Situationen, in denen Menschen schwer verletzt wurden, wobei sich rasch das Gefühl der Hilflosigkeit einbrannte, da ich nicht angemessen helfen konnte. Um nie wieder diese Hilflosigkeit zu erfahren, beschloss ich, mir Erste Hilfe anzueignen um Menschen in Not- und Ausnahmesituationen besser zu helfen. Mit dem Eintritt in das Bundesheer wurde mir dann diese Fortbildungsmöglichkeiten eröffnet.
Was motiviert dich? Was inspiriert dich? Warum engagierst du dich?

Eine Sanitätsversorgung kann jederzeit und in jeder Lebenssituation bei den eigenen Liebsten, bei den Kameradinnen und Kameraden, wie auch bei fremden Menschen notwendig werden. Meine Erfahrung ist: auch wenn die Sanitätsausbildung speziell beim Jagdkommando extrem fordernd ist, macht sich jede Minute, in der man sich mit diesem Themenkomplex beschäftigt, im Einsatzfall bezahlt. Es bereitet mir Freude, meine Erfahrungen und Eindrücke auch an andere weiterzugeben und das Vernetzen motivierter Menschen und das Vorankommen des Sanitätswesens sind mir ebenso wichtig. Es inspiriert mich, wenn meine Vorschläge von Vorgesetzten angenommen und umgesetzt werden. Es inspiriert mich ehemalige Notfallpatientinnen oder Notfallpatienten wieder zu treffen denen geholfen werden konnte. Konstruktive Verbesserungsvorschläge steigern mein Engagement. Die Arbeit mit Experten der „Medical- Community“ aus dem In- und Ausland macht mir sehr viel Spaß und auf Grund der Forschungs- und Entwicklungsgeschwindigkeit der „Medizin am Gefechtsfeld“ gibt es ohnehin immer etwas zu verbessern.

Was ist dein Ausgleich zur Tätigkeit im Rettungsdienst?
Gemütliche Abende mit Freunden, Outdoor Aktivitäten, Musik, regeneratives Training
Was ist dein Lieblingsessen bzw. Lieblingsgetränk im Dienst?

Das hängt vom jeweiligen Setting ab: Meistens das, was da ist? Bei autarken Einsätzen Combat-Ration “Hühner Curry” mit Mineralwasser, aber auch Steaktoast mit Reis und Cola bei Diensten in einer Rettungsorganisation.

Was würdest du einem/einer jungen Rettungssanitäter:in am Anfang der Ausbildung mit auf den Weg geben?

Sie sollten sich ein oder zwei erfahrene Mentorinnen oder Mentoren suchen, die ihre ersten Schritte in diesem Metier begleiten und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Gesunder Respekt vor der Materie und trotzdem „drübertrauen“! Regelmäßige Selbstreflexion und ein „Hot-Wash-Up“ im Team nach jedem intensiven Einsatz – nur so wird man besser! Keine Scheu vor dem Nachfragen zu haben – das Ausbildungspersonal ist dazu da, um Klarheit zu schaffen und ist auch für neue Sichtweisen dankbar! Den psychologischen Aspekt nicht vergessen – oder wie würde man selbst gerne versorgt werden, wenn man sich in einer solchen Ausnahmesituation befindest? Mit wachsender Erfahrung steigt auch die Performance – nicht verzweifeln! Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!

Wenn du 120 Sekunden Zeit hättest, öffentlich auf ein wichtiges Thema aufmerksam zu machen, was wäre das?

Ereignisse in den letzten Jahren (z.B. 3. November in Wien, 20. Juni 2015 in Graz, 17. September 2013 Annaberg) haben die Grenzen der derzeit gehandhabten Sanität klar aufgezeigt. Österreichs Einsatzkräfte (Bundesheer, Polizei) brauchen für robuste Einsätze eine:n speziell ausgebildete:n Einsatz-Ersthelfer:in nach internationalem Vorbild, um die Überlebenschancen und das medizinische Outcome für Schwer- und Schwerstverletzte deutlich zu verbessern!

Welche drei Dinge wünschst du dir für den Rettungsdienst der Zukunft in Österreich?
  • Ausreichend Ressourcen, ein offenes Ohr und die ehrliche Unterstützung der Entscheidungsträger:innen
  • Mehr Kompetenzen für qualifiziertes San-Personal
  • Eine engere Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Rettungsorganisationen, Vereinen und Einsatzorganisationen, um Wissen zu bündeln und auch um voneinander zu lernen!